Die Geburt

Es ist der 14.10.2019, heute wäre er, der errechnete Geburtstermin. Ab heute heißt es aller 2 Tage zum Arzt. CTG (Wehenschreiber), Ultraschall Untersuchung auch am 14.10. unauffällig. „Das dauert noch!“ meinte mein Arzt. Am nächsten Tag ging ich mit Leni zum Kinderturnen und bewegte mich auch noch ein bisschen mit, vielleicht hilft es ja, dachte ich. Am Abend des 15.10. merkte ich, dass es mir nun langsam etwas übel wurde und ein leichtes ziehen einsetzte. Aber erstmal keine Panik. Lenchen schlief in unserem Bett und wir legten uns vorerst mit dazu. Gegen 01:30Uhr machte ich Tobias leise wach und bat ihn, dass wir doch mal lieber ins Krankenhaus fahren, denn irgendwie kommt das Ziehen in regelmäßigen Abständen. Da die Klinik ca. 40 KM von uns entfernt ist, wollten wir auf Nummer sicher gehen. Wir riefen also Leni’s Omi an, und berichten ihr von unserem Vorhaben. Sie schlüpfte vom Schlafanzug in ihre Sachen und Schwupps, da war sie auch schon da. Sie war so aufgeregt, Gaspedal und Bremse war alles eins. Sie vergaß sich abzuschnallen vor dem Aussteigen, wir standen auf dem Hof und mussten schmunzeln. Wir waren sehr gefasst und ruhig.. bis zu dem Moment!! Tobi brachte mich für eine Strecke, für die wir normalerweise 40min benötigen in 25min zur Klinik. Trotz, dass ich auf dem Weg immer wieder betonte, dass es mir gut gehe, mit jeder Wehe wurde das Gaspedal mehr durchgedrückt. Jetzt merkte man auch bei ihm, dass die Aufregung langsam steigt. In der Klinik angekommen, kam ich gleich in den Kreißsaal und wurde am CTG angeschlossen. Die Ärztin machte nochmal einen Ultraschall und blickte wieder Mal gefühlt stundenlang auf den Monitor ohne ein Wort zu sagen. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte ich sie. Sie sah mich an und in diesem Moment ging mein Puls schon wieder nach oben. „Wurde das Problem mit der Nabelschnur schon einmal angesprochen?“ Doch bevor ich antworten konnte, sprang der Alarm vom CTG an. Tobi schaute mich entsetzt an, sagte aber nichts. Die Hebamme kam rein und prüft die Werte. Sie schmunzelte nur und sagte: „Na der kleine Mann ist aber sehr müde!“. Aber sie sagte, dass das schon mal passieren kann, dass die Herztöne mal kurz abfallen. Ich machte mir keine Gedanken und widmete mich wieder der Ärztin. Die Frage mit der Nabelschnur konnte ich nur mit „nein“ beantworten. Laut Aussage der Ärztin würde es wohl nicht mehr lange dauern. Wir wurden in einen Raum gebracht, wo die Vorbereitungen starteten. Kurze Zeit später, wieder ein Alarm am CTG, wieder wurde geprüft und gesagt, dass es passieren kann. Tobi empfand das als nicht normal. Ich beruhigte ihn. Er kann wirklich sehr viel ab, aber alles was mit Monitoren und Alarmen zu tun hat, haut ihn dann doch etwas um. Die Hebamme brachte mir ein Tuch an dem ich schnüffeln sollte. Auf die Frage für was das gut ist, sagte sie nur: „Damit der kleine Schatz mal ein bisschen wacher wird.“ Nach ca. 10 min erfolgte erneut Alarm. Jetzt kam die Hebamme schon mit etwas ernsterem Gesicht in das Zimmer, schaute auf die Werte und berichtete uns, dass sie wohl die Oberärztin rufen müsste. Oberärztin? Warum? Was ist mit ihm? Geht es ihm gut? Alles Fragen in unseren Köpfen, die unbeantwortet blieben. Wieder erklang Alarm am CTG. Die Ärztin stürmte in unser Zimmer, warf einen ganz kurzen Blick darauf und sagte, wir müssen eine Sectio (Kaiserschnitt) machen. Die Tränen liefen mir über’s Gesicht. Ich würde also nicht bei Bewusstsein sein, wenn unser Schatz zur Welt kommt? Diese Situation war für mich unvorstellbar. Tobi dürfte ja bei einer Vollnarkose auch nicht mit in den OP. Das heißt, er kommt auf die Welt und sieht außer Ärzten niemanden von seinen Eltern. Diese Vorstellung raubte mir den Atem. Das bekam auch die Ärztin mit und verschwand aus dem Zimmer ohne ein Ton zu sagen. Jetzt musste alles ganz schnell gehen. Es wurde wuselig in dem Raum, ich merkte wie sich Tobi immer mehr in die Ecke zurück zog. Was wird er jetzt gerade denken? Warum kann er nicht einfach jetzt an meiner Seite sein, wir stehen doch alles zusammen durch. Doch er hatte keine Chance an mich heranzutreten. Die Oberärztin kam wieder zurück, lächelte mich an und verriet mir, dass wir es mit einer SPA (Spinalanästhesie) versuchen, wenn die Herztöne aber noch weiter abfallen, dann muss es schnell gehen und dann werde ich in Vollnarkose gelegt. Ich war sowas von einverstanden, mit der SPA, wenigstens probieren, sagte ich. Tobi durfte sich umziehen, ich wurde zur Betäubung schon in den OP gefahren. Mir wurde kurz alles erklärt, ich wurde an 2 Maschinen angeschlossen und schon ging es los. Die Betäubung setzte sehr schnell ein, endlich durfte Tobi auch rein kommen. Er setzte sich zu mir, schaute mich mit seinen blauen Augen an, sagte, wie schon bei Leni’s Geburt, wie unheimlich stolz er auf mich ist, und wie toll ich das machen würde. In so einer Situation gibt einem das so viel Mut und Kraft. Wir redeten über verschiedene Themen, lachten zusammen und es dauerte gar nicht lange, um 04:12Uhr am 16.10.2019 erblickte unser Leopold das Licht der Welt. Seinen Blick werde ich nie vergessen, er sah mich an wie,: -Weißt du eigentlich wie spät es ist? Warum ist es hier so verdammt kalt?Wer hat denn jetzt hier das Licht so hell gemacht?- Ich strahlte ihn kurz an und schon ging es zum Kinderarzt. Tobi durfte mit. Der Arzt war zufrieden und er verpackte ihn wie ein kleines Päckchen. Endlich, nach ca. einer halben Stunde durften wir unseren Sohn in den Armen halten. Wir genossen 2 Stunden voller Ruhe, Kennenlernen und Anspannungsabfall. Erst danach wurde er vermessen und gewogen und auch dann erst fragte uns die Hebamme, ob wir uns das Ärmchen mal ansehen wollen. Tobi hat beim Kinderarzt den rechten Arm von Leopold schon betrachten können und wirkte mittlerweile total gefasst. Ich sah ihn mir kurz an und wollte einfach nur, dass ich ihn wieder zum kuscheln haben darf. Es war so ein unendlich schönes Gefühl. Nach der Kuschelzeit kamen wir auf das Zimmer und es ging mit den nächsten Untersuchungen weiter, Tobi schickte ich zum schlafen vorerst nach Hause und mein Leopold fuhr mit den Schwestern zu den ersten Tests, jetzt kann uns nichts mehr aus der Bahn werfen, dachten wir…

Darf ich vorstellen: Leopold, 48cm, 2934g und unheimlich schön ..💙

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