Ich bin müde, die Narkose lässt nach und ich fange an zu realisieren, was wir in dieser Nacht durchgemacht haben. Endlich kommt mein Baby wieder ins Zimmer, die ersten Untersuchungen verliefen alle unauffällig. Jetzt wollte ich einfach nur noch mit unserem Schatz kuscheln. Ich dachte an Lenis Geburt zurück, zu dieser Zeit bin ich schon lange wieder mit ihr durchs Zimmer gelaufen und habe ihr vorgesungen. Jetzt fühlte ich mich einfach nur gefangen. Ich lag wie versteinert im Bett, Ja, ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht weh tat. Natürlich hatte ich Schmerzen, aber irgendwie fiel nun die ganze Last von mir. Ich empfand Freude, jedoch auch einen extreme Verunsicherung. Meine Gedanken waren durcheinander, mir liefen die Tränen. Unser Wunder liegt in meinen Armen und schläft friedlich. So süß.. so zart.. wie er riecht.. unbeschreiblich! Es ist Mittwoch 11 Uhr. Ich fragte die Schwester, wann ich denn eigentlich wieder aufstehen darf. Sie sah mich an und sagte mit einem forschen Ton: „Morgen!“.. sie sah mir an, dass mich diese Antwort nicht zufrieden stellte. „Wie weh das tut, wenn eine Mama sich nicht selbst um ihr Baby kümmern kann.“, flüsterte ich leise. Die Schwester bekam dies mit und sagte: „Vor dem Schichtwechsel komme ich nochmal rein, und dann probieren wir mal schon das hinsetzen und die Beine baumeln lassen.“, damit war ich sehr zufrieden, es geht voran. Leo und ich machten noch ein wenig die Augen zu und genossen die Zeit zu zweit. Am Nachmittag kündigte sich meine Leni Maus an, um ihren Bruder kennenzulernen und natürlich zu schauen wie es Mama so ergeht. Ich schmiedete mir schon Wochen vorher den Plan, wie die erste Begegnung aussehen soll. Ein wenig Angst hatte ich schon. Wird sie es gut auffassen? Vielleicht ist sie etwas eifersüchtig? Kann sie damit umgehen, dass Leopold am Anfang mehr Aufmerksamkeit bekommt? Alles Fragen, die ich mir oft in der Schwangerschaft stellte. Es war Nachmittag, es klopfte an meine Tür und da stand sie, mein großes Mädchen, die tollste und liebevollste große Schwester auf der ganzen Welt. Sie hielt einen kleinen Blumenstrauß in der Hand, ihr Papi stand mit einem Großem dahinter. Dieses Bild werde ich nie vergessen. Ich hatte mir vorher gesagt, dass Leni die erste Aufmerksamkeit von mir bekommt. Das ich sie begrüße, mit ihr kuschele und sie dann frage, ob wir gemeinsam ihrem Bruder „hallo“ sagen wollen. Genau so setzte ich es auch um. Leo lag in seinem Bettchen und schlief, Leni kam auf mich zugerannt, krabbelte mit in mein Bett und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ich bin endlich große Schwester.“, waren ihre Worte. Ich war froh, dass sie so gut gelaunt war. Wir sahen uns ihren kleinen Bruder an und als aller erstes streichelte sie ihm über den rechten Arm und gab seinem Händchen einen Kuss, ohne was zu sagen. Tobi und ich waren so sehr ergriffen, doch dieses Mal sagte ich mir, dass die Tränen jetzt nicht wieder rollen dürfen. Ihre Augen leuchteten und sie streichelte ihn ganz vorsichtig. Ich war so stolz auf sie. Danach krabbelte sie wieder in mein Bett und kuschelte noch ein wenig mit mir. Nach ca. 10 min war natürlich aber auch schon wieder alles andere interessant, denn sie bekam mit, wie man das Krankenhausbett hoch und runter bewegen kann. :). Die Nacht verlief gut, Leopold schlief und ich tankte auch wieder Kraft. Am nächsten Tag wurden weitere Untersuchungen durchgeführt, wo auch alles ok war. Der Arzt sagte dann, wenn alles gut läuft, kann ich Samstag gehen. Freitag wird das Herz überprüft und wenn da alles prima ist, dann haben wir alles durchgecheckt. In der Zwischenzeit stellte der Arzt den Kontakt nach Hamburg her. Schon vor der Entbindung gab er uns den Rat. „Wir würden hier sehr ungern daran rumdoktern, natürlich haben wir hier auch sehr gute Ärzte auf vielen Gebieten, aber diese Fehlbildung gehört zu einem Spezialisten.“, wir waren froh über diese Ehrlichkeit. In Hamburg gibt es das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, mit einer spezialisierten Klinik, die sich nur um Handchirurgie kümmert. Schon von unserer Genärztin wurde uns das empfohlen. Wir bekamen alle Daten, der Arzt gab alles weiter und wir durften uns für unseren Leopold einen Termin holen. Die Zeit verging wie im Flug, mein großes Mädchen und auch Tobi kamen super zurecht, so dass ich mir darüber keine Gedanken machen musste. Es ist Freitag, Tobi ist gerade da. Das trifft sich gut, denn jetzt steht noch die Untersuchung beim Kardiologen an. Wir laufen mit Leopold in die kardiologische Ambulanz und warten.. die letzte Untersuchung und dann geht es endlich nach Hause. Zumindest dachten wir das.. Doch warum sollte das Glück mal ein bisschen mehr auf unserer Seite sein..
