Hamburg, wir kommen!

Es ist der 28.05.2020, 04.00 Uhr. Ob ich diese Nacht eine Auge zu gemacht habe? Nein! Heute ist für uns ein sehr wichtiger Tag. Wir packen alle Sachen die wir benötigen zusammen und machen uns auf den Weg nach Leipzig zum Hbf. Wir haben beschlossen die Reise nach Hamburg mit dem Zug zu machen, damit für jeden von uns der Tag so halbwegs entspannt wie möglich wird. Es ist 07.00 Uhr, der ICE rollt ein, Leopold‘s erste Zugfahrt. Wir machen es uns so schön wie möglich im Zugabteil. Leo macht das klasse, genießt die Zeit mit uns, schaut gespannt aus dem Fenster und entdeckt die vorbei rauschende Welt für sich. Da sind wir! Hamburg! Unsere absolute Lieblingsstadt.❤️ Das wir mal aus so einer Sicht Hamburg erleben, ahnten wir vorher nicht. Mit dem Taxi geht es gleich weiter in die Klinik, die etwas außerhalb liegt. Ich merke langsam die Anspannung bei Tobi. Ich sage leise vor mich hin: „stark bleiben!“.. ich trage ja nicht umsonst diesen Nachnamen. Wir stehen vor dem Krankenhaus, es ist recht groß. Ehrlich gesagt geht es mir mittlerweile auch nicht so gut. Mir ist warm und kalt, ich zittere. Der Einzige der in diesem Moment noch einen kühlen Kopf bewahrt, ist unser Leo. Er strahlt uns aus seiner Babyschale an. Bin ich froh, dass er es noch nicht versteht. Ich vereinbare mit Tobias, dass er mit Leopold kurz draußen wartet und ich mich drin kundig mache, wo genau wir hin müssen. Ich atmete nochmal tief durch und betrat die Klinik. An der Information wurde ich aufgeklärt, wo sich die Handchirurgie befindet und das der Termin ca. mit Behandlung 3 Stunden dauern würde. Ich nickte, denn ich wusste schon vorher Bescheid. Gerade als ich mich wieder umdrehen wollte und meine Lieben von draußen zu holen, sagte die Dame noch zu mir: „Ich muss ihnen aber leider noch mitteilen, dass aufgrund von Corona nur ein Elternteil mit dem Kind in die Klinik darf.“ Was hatte sie gerade gesagt? Ich drehte mich völlig verstört zu ihr um und sagte mit einem lauteren Ton: „ Und sie wollen mir jetzt sagen, dass wir über 400 km gefahren sind, um das der Vater meines Kindes jetzt 3 Stunden vor der Klinik warten muss? Das ich das jetzt hier alleine durchstehen muss? Das ich alleine Entscheidungen für weitere Behandlungen ggf. irgendwelchen OP‘s treffen muss?“ ,ich war so wütend, ich war so traurig, meine Gefühlslage fuhr Achterbahn. Mir liefen die Tränen über das Gesicht. So ein wichtiger Termin und Tobi darf nicht mit dabei sein? Hier werden über Behandlungen gesprochen, wo er genau so ein Recht darauf hat mit zu entscheiden. Die Dame von der Info sah mich traurig an: „ Es tut mir so leid“, sagte sie. Ich entschuldige mich dennoch für meinen emotionalen Ausbruch und ging Richtung Ausgang. Tobi sah mich aus der Klinik kommen und wusste sofort, dass was nicht in Ordnung war. Er nahm mich einfach nur in die Arme ohne zu fragen, was drin passiert ist. Jetzt war es bei mir vorbei. Ich weinte bitterliche Tränen und konnte nicht verstehen, was hier gerade passiert. Ich nahm unseren kleinen Schatz, ging wieder Richtung Eingang, und lies ihn da draußen einfach so stehen, mein Halt. Mit ganz vielen Gedanken im Kopf, warf er mir noch schnell einen Kuss zu..

Leo‘s erste Zugfahrt ..💙

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: